Bei der Abschlußveranstaltung der Bürgerbeteiligung zum Nutzungskonzept Villa Berg hat sich gezeigt, daß für die vielen Ideen der Bürger und Beteiligten der Platz in der Villa viel zu klein sein wird. Ich möchte daher vorschlagen, das einstöckige, fast freistehende und pavillonartige ehemalige Fernsehkasino von Rolf Gutbrod (Einweihung 15.03.1965) zu erhalten und in die zukünftige Nutzung mit einzubeziehen. Hier wäre zum Beispiel der ideale Ort für die Gastronomie, die in der Villa kaum unterzubringen wäre, und für die ‚Brücke zur Geschichte‘, die den Berger Bürgern so am Herzen liegt.
Die helle und heitere Pavillonarchitektur des Kasinos, die auf drei Seiten weite Ausblicke in Park und Gärten bietet, wäre das ideale Café für den Park der Villa Berg. Dieser Glasbau könnte zu einem Schmuckstück werden wie die Milchbar am Flamingosee, die ebenfalls von Rolf Gutbrod 1950 für die Gartenschau auf dem Killesberg erbaut wurde. Die damals von Gutbrod angestrebte „Vision einer Einladung zum Verweilen in heiterer Atmosphäre“ könnte mit dem ehemaligen Fernsehkasino auch an die Besucher des Parks der Villa Berg ergehen. Außerdem ist es höchst originelle Architektur, die über einem quadratischen Grundriß ein Flachdach bietet, das axial um 45 Grad gedreht ist, so daß die Ecken des Baus und des Dachs nicht kongruent sind. Architekturhistorisch ist es aufschlußreich, dieses Bauwerk in einen Zusammenhang zu stellen mit anderen Werken aus dieser Zeit. Zu denken wäre da etwa an den Kanzlerbungalow in Bonn von Sep Ruf (1963/64) oder die Neue Nationalgalerie in Berlin von Ludwig Mies van der Rohe (1965-1968).
All diese Gebäude stehen in der Tradition der klassischen Moderne. Verfolgen diese Werke auch unterschiedliche Wege der Umsetzung, so liegt ihnen allen die Idee zugrunde, die Grenze zwischen innen und außen so durchlässig wie möglich zu machen. Insofern ist das Fernsehkasino von Rolf Gutbrod eigentlich eine ideale Architektur für den Park der Villa Berg.
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