Ein Gedenkbuch für die Stuttgarter Opfer der NS-Medizinverbrechen

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kostenneutral

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis:

365
weniger gut: -196
gut: 365
Meine Stimme: keine
Platz: 
1162

Bis heute - 80 Jahre nach der Befreiung von der NS-Diktatur - gibt es kein vollständiges Gedenkbuch für Stuttgarter Opfer der Krankenmorde im NS. Für die ermordeten Juden gibt es das schon lange. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde von offizieller Seite ein Gedenkbuch für die nahezu 8500 jüdischen Opfer nationalsozialistischer Verfolgung in Baden-Württemberg vorgelegt. Das 'ehrende Gedenken', welches uns die Leiden von Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung der jüdischen Menschen aus BW bewußt macht, bleibt den Opfern der NS-Medizin bis heute verwehrt. Sind die Opfer von NS-Medizinverbrechen es nicht wert, dass ihrer gedacht wird? Ihr Leiden, ihr Sterben kann man nicht mehr reparieren aber es sollte als erlittenes Unrecht anerkannt werden.
Die betroffenen Menschen - Männer, Frauen und Kinder - und ihre Angehörigen waren und sind Teil unserer Gesellschaft. In Gedenkstätten und Ausstellungen fragen vermehrt Angehörige nach. Sie nehmen es nicht mehr hin, dass diese Opfergruppe keine Aufmerksamkeit erhält. Erst eine angemessene Übernahme der Verantwortung für die Krankenmorde durch unsere Gesellschaft und die Erinnerung an die NS-„Euthanasie“-Toten hilft den Angehörigen der Opfer. Dies setzt aber Wissen und Erkenntnis voraus und bedarf der Darstellung. Erste Projekte, die mit dem Thema angefangen haben, bilden lediglich einen Teil der betroffenen Gruppen ab. Die Gesamtzahl der Stuttgarter NS-Medizin Opfer ist vermutlich 2 bis 3 mal so hoch wie die Zahl der bis 2011 ermittelten 674 Krankenmordopfer. Ein Projekt zu Erarbeitung eines Gedenkbuches für die Stuttgarter Opfer der NS-“Euthanasie“-Morde wird die Aufarbeitung dieser Verbrechen anstoßen. Das Vorhaben soll so konzipiert sein, dass sowohl Angehörige wie interessierte ForscherInnen begleitet vom Stadtarchiv (welches Fachwissen und Raum zur Verfügung stellen sollte) und anderen Einrichtungen, die das Thema angeht, gemeinsam dieses Kapitel Stuttgarter Stadtgeschichte aufarbeiten.

Kommentare

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Es ist erschütternd, dass 80 Jahre nach der Befreiung von der NS-Diktatur in Stuttgart, immer noch kein Gedenkbuch für die Opfer der NS-Krankenmorde existiert. Während jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Baden-Württemberg bereits seit den 1960er Jahren ein ehrendes Gedenken gibt.

Die NS-Medizinverbrechen im Schatten der Erinnerung?
Sind SIE es nicht wert, dass ihrer gedacht wird?

Offenbar nicht, wenn man sich die Prioritäten der städtischen NS Erinnerungskultur ansieht.

Stuttgart scheint dazu nur Platz für eine NS-Opfergruppe zu haben – und die Krankenmordopfer passen nicht ins Bild. Dabei waren wir in Stuttgart doch federführend, wenn es um die NS-Krankenmorde ging.

Das Innenministerium in der Dorotheenstraße, dass für diese Verbrechen mitverantwortlich war, steht noch heute als stummer Zeuge dieser dunklen Zeit. Und während wir uns mit der Aufarbeitung schwer tun, tragen die Familien der Opfer bis heute die Last von Traumata und Depressionen.

Doch nicht nur die Krankenmordopfer werden vernachlässigt. Auch die Zwangsarbeiter und ihre Nachkommen kämpfen bis heute mit den Folgen der NS-Verbrechen. Ihre Geschichten werden kaum erzählt, ihre Leiden kaum anerkannt. Und dann gibt es da noch die Grafeneck-Straße im Stuttgarter Osten – ein Name, der ohne jeden Hinweis auf das Schloss Grafeneck und die dort begangenen Gräueltaten verwendet wird. Als ob nichts gewesen wäre.

Ein Gedenkbuch für die Stuttgarter Opfer der NS-„Euthanasie“-Morde wäre ein längst überfälliger Schritt. Es wäre nicht nur eine Anerkennung des erlittenen Unrechts, sondern auch ein Signal an die Angehörigen, dass ihre Leiden nicht vergessen sind. Doch dafür braucht es mehr als halbherzige Projekte, die nur einen Bruchteil der Opfer erfassen. Es braucht eine umfassende Aufarbeitung, die alle Betroffenen einbezieht – begleitet vom anderen Institutionen, die das Thema ernst nehmen.

Stuttgart hat eine Verantwortung, die es nicht länger ignorieren kann. Es ist an der Zeit, dass wir uns dieser Verantwortung stellen – nicht nur für die jüdischen Opfer, sondern für alle, die unter der NS-Diktatur gelitten haben. Denn NS Erinnerungskultur bedeutet nicht, sich nur die Rosinen herauszupicken, sondern sich der gesamten Geschichte zu stellen – auch wenn sie unbequem ist.

Prima Initiative! Bedauerlich, dass die Verwaltung da nicht längst aktiv geworden ist.
Meine Unterstützung habt Ihr jedenfalls...

Umgang mit der NS-Vergangenheit von Unternehmen und öffentlichen Institutionen:

Wie steht die Gesellschaft heute zur Rolle und Verantwortung von Unternehmen und öffentlichen Institutionen, während der NS-Zeit?

Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um die eigene Geschichte transparent aufzuarbeiten und Verantwortung zu übernehmen?

Erinnerung an die Opfer der NS-Euthanasie:

Wie geht die Gesellschaft damit um, dass an historisch bedeutsamen Orten, wie dem ehemaligen Innenministerium, keine angemessene Erinnerung an die Opfer der NS-Euthanasie angebracht wurde?

Welche Schritte können unternommen werden, um diese Lücke in der Aktion T4 Erinnerungskultur zu schließen?

Aufarbeitung von Werbung für die NS-Elite und eine judenfreier Geschäftspolitik:

Wie positioniert sich die Gesellschaft heute angesichts der historischen Tatsache, dass einige Unternehmen während der NS-Zeit Werbung für die NS-Elite betrieben und eine judenfreie Geschäftspolitik verfolgten?

Das Gedenkbuch für die Stuttgarter Opfer der NS-„Euthanasie“-Morde ist längst überfällig!

Sowohl als Historikerin als auch zum weiteren Familienkreis eines der Opfer gehörend kann ich die Initiative nur unterstützen!

Ich fände es wichtiger, sich mit den zahlreichen aktuellen Problemen zu befassen.

80 Jahre danach ! Immer noch sind Opfergruppen bestenfalls über Stolpersteine im Stadtbild zu erkennen. - "Die Stadt der Ausländer" sollte dringend ein Gedenkbuch für "Euthanasie" Opfer in Auftrag geben.

Ich bin schockiert, dass es noch immer kein Gedenkbuch für die Stuttgarter Opfer der NS-„Euthanasie“ -Morde gibt. Das wäre so wichtig für alle Angehörigen und für die Stuttgarter Stadtgesellschaft ein kleiner Beitrag gegen das Verdrängen und Vergessen - gerade jetzt!

längst überfällig und total wichtig

Das Gedenkbuch ist längst überfällig!!