Der Vorfall vom 19. Oktober 2024 in der Erlöserkirche Stuttgart, hat auf erschreckende Weise gezeigt, wie sensibler der Umgang mit der NS-Erinnerungsarbeit und die Würde der Opfer und ihrer Nachkommen verletzt werden können. Die Veranstaltung „Als sie kamen“ wurde von der Sinti-Gemeinschaft und anderen Betroffenen als respektlos, retraumatisierend und ethisch unverantwortlich empfunden. Provokative Darstellungen, darunter die Entblößung einer Darstellerin in einem Gotteshaus, haben das Gedenken an die ermordeten Sinti-Kinder entwürdigt und die Gefühle der Nachfahren zutiefst verletzt.
Die Stadt Stuttgart, als mit Veranstalter und Förderer solcher Projekte, trägt eine besondere Verantwortung. Angesichts der NS-Vergangenheit und der Verbrechen, die insbesondere an die Sinti und Roma begangen wurden, darf Erinnerungskultur nicht in Sensationslust oder künstlerischer Provokation enden. Vielmehr bedarf es eines traumasensiblen Umgangs, der das Leid und die Würde der Opfer und Überlebenden sowie ihrer Nachfahren in den Mittelpunkt stellt.
Unsere Forderungen:
Ethische Standards für NS-Erinnerungsarbeit:
Entwicklung verbindlicher Leitlinien für Veranstaltungen, die NS-Verbrechen thematisieren, in enger Abstimmung mit den betroffenen Gemeinschaften.
Verpflichtung zur traumasensiblen Planung und Durchführung von Veranstaltungen.
Einbeziehung der Betroffenen:
Frühe und umfassende Einbindung von Sinti- und Roma-Vertretern sowie anderer betroffener Gruppen in die Konzeption von Gedenkveranstaltungen.
Einrichtung eines unabhängigen Beirats, bestehend aus Historikern, Psychologen und Vertretern der betroffenen Gemeinschaften, der Veranstaltungen prüft und freigibt.
Schutz der Nachkommen:
Sicherstellung, dass Gedenkprojekte nicht retraumatisierend wirken, insbesondere für Nachfahren, die weiterhin mit den Folgen der NS-Verbrechen und gesellschaftlicher Diskriminierung kämpfen.
Förderung von Bildungsprogrammen
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