Verantwortung für traumasensible NS-Erinnerungsarbeit und Schutz der NS-Opfer und ihrer Nachkommen

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Stuttgart (gesamt)
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kostenneutral

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis:

264
weniger gut: -252
gut: 264
Meine Stimme: keine
Platz: 
1649

Der Vorfall vom 19. Oktober 2024 in der Erlöserkirche Stuttgart, hat auf erschreckende Weise gezeigt, wie sensibler der Umgang mit der NS-Erinnerungsarbeit und die Würde der Opfer und ihrer Nachkommen verletzt werden können. Die Veranstaltung „Als sie kamen“ wurde von der Sinti-Gemeinschaft und anderen Betroffenen als respektlos, retraumatisierend und ethisch unverantwortlich empfunden. Provokative Darstellungen, darunter die Entblößung einer Darstellerin in einem Gotteshaus, haben das Gedenken an die ermordeten Sinti-Kinder entwürdigt und die Gefühle der Nachfahren zutiefst verletzt.

Die Stadt Stuttgart, als mit Veranstalter und Förderer solcher Projekte, trägt eine besondere Verantwortung. Angesichts der NS-Vergangenheit und der Verbrechen, die insbesondere an die Sinti und Roma begangen wurden, darf Erinnerungskultur nicht in Sensationslust oder künstlerischer Provokation enden. Vielmehr bedarf es eines traumasensiblen Umgangs, der das Leid und die Würde der Opfer und Überlebenden sowie ihrer Nachfahren in den Mittelpunkt stellt.

Unsere Forderungen:

Ethische Standards für NS-Erinnerungsarbeit:
Entwicklung verbindlicher Leitlinien für Veranstaltungen, die NS-Verbrechen thematisieren, in enger Abstimmung mit den betroffenen Gemeinschaften.
Verpflichtung zur traumasensiblen Planung und Durchführung von Veranstaltungen.
Einbeziehung der Betroffenen:
Frühe und umfassende Einbindung von Sinti- und Roma-Vertretern sowie anderer betroffener Gruppen in die Konzeption von Gedenkveranstaltungen.
Einrichtung eines unabhängigen Beirats, bestehend aus Historikern, Psychologen und Vertretern der betroffenen Gemeinschaften, der Veranstaltungen prüft und freigibt.
Schutz der Nachkommen:
Sicherstellung, dass Gedenkprojekte nicht retraumatisierend wirken, insbesondere für Nachfahren, die weiterhin mit den Folgen der NS-Verbrechen und gesellschaftlicher Diskriminierung kämpfen.
Förderung von Bildungsprogrammen

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Förderung von Bildungsprogrammen, die die Sensibilität für die Geschichte der Sinti und Roma stärken.

Verantwortung der Stadt Stuttgart:
Übernahme der moralischen und politischen Verantwortung für die Verletzungen, die am 19. Oktober 2024 durch die Veranstaltung verursacht wurden.
Offizielle Entschuldigung gegenüber den betroffenen Gemeinschaften sowie öffentliches Bekenntnis zu einer respektvollen NS Erinnerungskultur.

Es ist unsere gemeinsame Pflicht, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus würdevoll zu bewahren und die Gefühle ihrer Nachfahren zu respektieren. Die Geschichte mahnt uns, besonders in Zeiten wiederaufkommender Diskriminierung, wachsam zu sein und sensibel mit den Wunden der Vergangenheit umzugehen. Wir bitten die Stadt Stuttgart, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, und fordern konkrete Maßnahmen, um sicherzustellen, dass solche Vorfälle in Zukunft nicht mehr vorkommen.

Mit freundlichen Grüßen

Kriegs Enkel Stuttgart

Ich teile das Anliegen. Doch ich denke, dass hier keine zusätzlichen Mittel erforderlich sind. Falls ich es richtig verstanden habe, geht es darum aus Fehlern zu lernen.

Frau Kopf, es geht um eine traumatische Veranstaltung in einem Gotteshaus. Wenn Kunst auf NS Erinnerungskultur zusammen trifft, muss man aufpassen. Gerade in Stuttgart, wird auch hier gekämpft wo es die fette Beute gibt. Dabei gibt’s Player, die etwas übers Ziel hinaus schließen. Die die es angeht und Verantwortlichen, wissen was gemeint ist. Unrecht kann nie zu Recht werden. Auch wenn sich die Beteiligten sich dumm stellen.

Wir brauchen Steuergelder für Zukunftsprojekte und nicht zur Profilierung einzelner. In Stuttgart leben 50 % Migranten, die haben keine diesbezügliche Vergangenheit. Und die besagte Vergangenheit ist mittlerweile 3-4 Generationen her und muss nicht mehr oberlehrerhaft von einzelnen aufgewärmt werden.

Ohne die Beiträge von Nazifrei gibt es wahrscheinlich keine weiteren Initiativen in dieser Richtung. Die dunkle Vergangenheit ist Vergangenheit. Hier scheint eine Art Zwanghaftigkeit vorzuliegen im Sinne der Belehrung von Mitbürgern, der Schuldaufladung auf Stadt und andere, um alle hier genannten zu diskreditieren und so weiteren sinnlosen Taten zu nötigen.

Die Vergangenheit ist Vergangenheit, prägt aber unsere Zukunft und zeigt und was alles passieren kann. Es ist wichtig sich zu erinnern und die Vergangenheit aufzuarbeiten und daraus zu lernen. Offensichtlich ist das immer noch nicht genug passiert. Die NS Zeit ist Teil der Deutschen Geschichte und darf niemals vergessen werden!

Antwort an die Teilnehmer:

Vielen herzlichen Dank an alle, die sich an dieser wichtigen und sensiblen Anträge beteiligt haben. Es ist gerade in der heutigen Zeit von großer Bedeutung, dass wir uns gemeinsam mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen und darüber sprechen, wie sie unsere Gegenwart und Zukunft prägt. Die Beiträge zeigen, wie unterschiedlich die Perspektiven auf dieses Thema sein können – und das ist gut so, denn nur durch den Austausch können wir voneinander lernen.

@Sven122 und @kuehli, ihr habt beide wichtige Punkte angesprochen. Die Vergangenheit ist tatsächlich Vergangenheit, aber sie wirkt weiter – nicht nur in unserer Erinnerung, sondern auch in den generationenübergreifenden Traumata, die bis heute spürbar sind. In der Geschichte sind 80 Jahre ein sehr kurzer Zeitraum, gerade einmal zwei Generationen. Die Epigenetik geht sogar davon aus, dass Traumata über vier bis fünf Generationen weitergegeben werden können. Das bedeutet, dass die Ereignisse des Nationalsozialismus, aber auch die Traumata des Ersten Weltkriegs (1914–1918), die damals nicht verarbeitet werden konnten, noch immer in uns nachhallen. Diese unverheilten Wunden haben damals den Nährboden für den Zweiten Weltkrieg und den Faschismus geschaffen. Deshalb ist es auch nach 80 Jahren so wichtig, darüber zu sprechen – nicht aus Schuldzuweisung, sondern aus Verantwortung und dem Wunsch, aus der Geschichte zu lernen.

Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass Stuttgart heute eine Stadt ist, in der rund 50 % der Menschen Migrationshintergrund haben. Viele von ihnen oder ihre Vorfahren waren selbst Opfer von Gewalt, Zwangsarbeit oder Vertreibung. Sie sind in ein Land gekommen, das für sie auch das „Land der Täter“ war. Viele Gastarbeiter arbeiteten in Unternehmen, die von ehemaligen NS-Funktionären geführt wurden. Diese Geschichten gehören ebenfalls zur Erinnerungskultur unserer Stadt und verdienen es, gehört und aufgearbeitet zu werden.

Es geht nicht darum, Schuldgefühle zu schüren oder Menschen zu belehren, sondern darum, sensibel und respektvoll mit unserer gemeinsamen Geschichte umzugehen. Nur so können wir eine Zukunft gestalten, in der alle Menschen – unabhängig von ihrer Herkunft – gleichberechtigt und friedlich zusammenleben können. Die Aufarbeitung der Vergangenheit ist kein Hindernis für Zukunftsprojekte, sondern eine notwendige Grundlage, um aus Fehlern zu lernen und eine bessere Gesellschaft zu schaffen.

Nochmals vielen Dank für eure Antworten und eure Anteilnahme. Lasst uns weiterhin die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft meistern.