Abschied nehmen von großen Einkaufszentren - statt dessen Förderung der Nahversorgung

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Wirtschaft
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Wirkung: 
kostenneutral

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

528
weniger gut: -84
gut: 528
Meine Stimme: keine
Platz: 
91
in: 
2015

Milaneo - Gerber - Dorotheenviertel - ein Einkaufszentrum reiht sich an das andere und in es stehen bereits wieder vorher in den höchsten Tönen gelobte "Einkaufstempel" halb leer, wie der Königsbau oder das Caree an der Tübunger Straße, das fast ein Jahr lang leer stand. Der alteingesessene Fachhandel dagegen stirbt langsam aus. Kleinere inhabergeführte Läden können sich die horrenten Mieten nicht leisten und geben auf und in vielen Stadtteilen gibt es nicht einmal einen Lebensmittelladen. Die Stadtverwaltung sollte jeden Gestaltungsspielraum nutzen um diesen Konzentrationsprozess aufzuhalten. Die Innenstadt hat kaum mehr ein eigenenes Flair, die Einkaufszentren könnten überall und nirgendwo sein. Es geht um das Leben in einer lebenswerten Stadt, Stuttgart ist nicht nur zum Einkaufen da.

Umsetzung und Prüfung
Umsetzung: 

Stand Februar 2019:
Mehrere Stuttgarter Stadtteilzentren weisen erhebliche funktionale Defizite und Trading-Down-Prozesse auf. In 2016/17 wurden deshalb für ausgewählte Stadtteilzentren ortsspezifische Handlungskonzepte STADTTEILZENTREN KONKRET sowie Schlüsselmaßnahmen entwickelt und mit den Akteuren vor Ort abgestimmt. Sie bezogen sich auf die Stadtteilzentren Bad Cannstatt, Feuerbach, Untertürkheim, Vaihingen, Weilimdorf und Zuffenhausen. Für die Umsetzung einzelner Maßnahmen der vorgeschlagenen Handlungskonzepte hat der Gemeinderat im Doppelhaushalt 2018/19 einen kommunalen Investitionsfonds in Höhe von 2,7 Mio. € eingerichtet. Im Juni 2018 haben die berührten Stadtbezirke über die Auswahl der Maßnahmen des Investitionsfonds beschlossen.

Stand Dezember 2017:
Die Entwicklung eines gemeinnützigen Lebensmittelladens "Bonusmarktes light" am Hubertusplatz im Stadtteil Wolfbusch des Stadtbezirks Weilimdorf konnte durch die Bonus gGmbH mit Unterstützung der Stadtverwaltung und der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWSG erfolgreich entwickelt werden. Ende Oktober 2017 ist der Markt eröffnet worden. Der Laden schließt eine große Nahversorgungslücke und ermöglicht die fußläufige Versorgung mit Lebensmitteln. Er hat zudem eine wichtige sozial- und arbeitsmarktpolitische Dimension.

Stand 2016:
Zur Umsetzung der in der Untersuchung "NAHVERSORGUNG KONKRET - Handlungskonzepte für Stadtteile und Stadtquartiere ohne Lebensmittelversorgung" formulierten örtlichen Handlungskonzepte wurden diverse Maßnahmen identifiziert und mit Finanzmitteln ausgestattet, um die Nahversorgung in strukturell unterversorgten Stadtteilen und Wohngebieten zu verbessern bzw. noch vorhandene Versorgungsansätze zu sichern und aufrechtzuerhalten. U.a. stimmt der Gemeinderat der Gewährung eines einmaligen Projektkostenzuschusses für den "Bonusmarkt light" im Stadtteil Wolfbusch an die Bonus gGmbH zu. Neben diesem Einrichtungszuschuss für den geplanten Bonusmarkt am Hubertusplatz 2 werden weitere Mittel zur Umsetzung örtlicher Handlungskonzepte beschlossen, so bspw. ein Zuschuss für infrastrukturelle Maßnahmen (Ladeneinrichtung) für den gemeinnützigen Bio-Lebensmittelladen Plattsalat im Hallschlag (Sparrhärmlingweg 41) oder Beratungsleistungen für kleinflächige inhabergeführte Lebensmittelbetriebe, die zum Erhalt der bestehenden Betriebe und der Nahversorgung im Quartier beitragen sollen. Hingegen haben die unterstützenden Aktivitäten zur Nahversorgung im Stadtteil Dachswaldsiedlung mit der Ansiedlung eines kleinen Wochenmarktes nur begrenzt Erfolg gehabt. Die dreimonatige Pilotphase von September bis November 2016 wird jetzt aufgrund der zu geringen Kundenfrequenz nicht verlängert.

Ergebnis Haushaltsberatungen: 
Für die Umsetzung eines Handlungskonzeptes Nahversorgung wurden Planungsmittel in Höhe von 100.000 Euro beschlossen. Ferner hat der Gemeinderat 70.000 Euro für einen Einrichtungszuschuss für einen Bonusmarkt in Weilimdorf vorgesehen.
wird umgesetzt

Stellungnahme der Verwaltung: 

Der Einzelhandelsstandort Stuttgart ist nach wie vor hoch attraktiv und profitiert von der Vielfalt und Breite unterschiedlichster Versorgungsangebote und von der hohen Freizeitqualität im Zentrum der Stadt. In der Kritik stehen derzeit die größeren Neuansiedlungen im Einzelhandelsbereich in der Innenstadt, die als ein Grund dafür angesehen werden, das der alteingesessene Fachhandel und die kleineren inhabergeführten Läden in den Nebenlagen ins wirtschaftliche Abseits geraten.

Die Ansiedlung des MILANEO am Mailänder Platz wird in Stuttgart durchaus kontrovers diskutiert, dennoch erfährt gerade das MILANEO bei jüngeren Bevölkerungsgruppen und Einpendlern aus der Region großen Zuspruch. Die neuen Einkaufszentren - Das Gerber und das künftige (im Bau befindliche) DorotheenQuartier - kann man hingegen als gelungene „funktionale Stadtreparatur“ im Gefüge der Einkaufsinnenstadt bezeichnen sowie als sinnvolle Ergänzungen schon bestehender vielgestaltiger Einkaufsquartiere in der Innenstadt, die in die jeweiligen Umfelder ausstrahlen (werden). Der Handel entwickelt sich weiter, und damit die jeweiligen Quartiere. Stadt steht nun einmal nicht still.

Es ist nicht die Absicht der Landeshauptstadt, weitere größere Einkaufszentren anzusiedeln und zu etablieren. Eine weitere Erhöhung der Einzelhandelsfläche wird auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Online-Handels als problematisch angesehen.

Die Stärkung und Steuerung des Einzelhandelsstandorts Innenstadt sowie der Gesamtstadt wird auf der Grundlage eines funktionierenden gesamtstädtischen Einzel-handels- und Zentrenkonzeptes Stuttgart vorgenommen, das der Gemeinderat 2008 beschlossen hat. Zur Verbesserung der teils defizitären Nahversorgungssituation in einzelnen peripheren Stadtteilen und Wohnquartieren wurde 2014 eine Untersuchung NAHVERSORGUNG KONKRET beauftragt, die stadtteil- und quartiersbezogene Handlungskonzepte zur Aufrechterhaltung bzw. Entwicklung von Angeboten zur wohnungsnahen Lebensmittelversorgung an nichtversorgten bzw. strukturell unterversorgten Standorten im Stadtgebiet beinhaltet). Die Ergebnisse werden zeitnah im Frühjahr/Sommer 2015 in den politischen Gremien beraten.

In nahezu allen Stadtbezirken ist ein bei der städtischen Wirtschaftsförderung angesiedeltes Stadtteilmanagement aktiv, das die ortsansässigen Händler und Gewerbetreibenden nach besten Kräften unterstützt.

Verweis auf Gemeinderatsdrucksachen: 
489/2015, 114/2015

Kommentare

4 Kommentare lesen

Müllaneo, Gerber und auch das noch im Bau befindliche Breuninger sollten gleich wieder abgerissen werden, denn diese Einkaufszentren sind unnötig und führen dazu, wie im Falle z. B. vom Müllaneo, dass die Frischluftzufuhr für die Innenstadt empfindlich gestört wird. Diese Gebäude ist zudem extrem hässlich.

Vielleicht haben diese Einkaufszentren ja auch was gutes- wenn das Angebot an Ladenfläche sprunghaft steigt sollten doch die Mieten in den Königsstraße sinken. Vielleicht ermöglicht dies ja interessanten Läden sich in der Königsstraße niederzulassen. Das können sich doch im Moment nur Ladenketten leisten.

Das Problem des Einzelhandels, speziell des Fachhandels, ist das Internet. Also, weniger im Internet bestellen, auch wenn es billiger ist, und es gibt hier ruck-zuck wieder viele Fachhändler. Also, Frau Gerste, und alle anderen die hie schreiben: wie machen sie das so?
Für die Einkaufszentren gilt: wer sie nicht mag, muss nicht rein gehen. Es gehen offensichlich genug Leute hin, dass die Läden dort nicht zusperren müssen.

@doppelmeter: Architektur ist immer Geschmackssache. Abgesehen davon: erklären sie doch mal bitte, wie das etwas nierig geratene Milaneo die Frischluftzufuhr abschneidet. Darauf wäre ich echt mal gespannt.

Der Königsbau steht halb leer? Komisch, ich war vor ein paar Tagen dort, aber von Leerstand keine Spur. Was das Tübinger Caree betrifft, da hat Globetrotter ca. ein Jahr umgebaut. Das kann man wohl kaum als Leerstand bezeichnen.
Die großen Einkaufszentren kann man mögen oder auch nicht. Solange die Menschen lieber dort sowie im Internet einkaufen, werden es die Nahversorger leider schwer haben. Da kann die Stadt nichts machen. Die Nahversorgung kann nur gestärkt werden, wenn die Verbraucher ihr Verhalten ändern und auch in den kleinen, wohnortnahen Läden einkaufen.