Bis heute existiert in Stuttgart kein Ort des Gedenkens an die NS-„Euthanasie“-Verbrechen und dies obwohl es an authentischen „Tatorten“ in der Landeshauptstadt nicht mangelt.
Die „Spur der Erinnerung“ zeigte 2009 per Farbspur die Beziehung zwischen der Vernichtungsanstalt Grafeneck und dem mit der Berliner Mordzentrale bestens kooperierenden Württembergischen Innenministerium auf. Nichts erinnert daran, dass die „Verlegungen“ württembergischer Patienten nach Grafeneck hier am Karlsplatz mit geplant und vom Ministerium auch angeordnet wurden. Auch nach dem reichsweiten Stopp der „Aktion T4“ im August 1941 wurden hier weiter Euthanasie-Verbrechen organisiert. Die Ausstellung „Im Gedenken der Kinder“, die 2013 im Stuttgarter Rathaus präsentiert wurde, zeigte auf, dass am Städtischen Kinderheim in der Türlenstraße ab 1943 in einer eigenen „Kinderfachabteilung“ dutzende Kinder Opfer von NS-Medizinverbrechen wurden.
In Stuttgart sind drei Einrichtungen herauszustellen, die an der Kinder-„Euthanasie“ zwischen 1939 –1945 beteiligt waren:
Das städtische Gesundheitsamt, das behinderte Neugeborene und Kinder an den Berliner „Reichsausschuss“ zur Selektion meldete. Ebenso das württembergische Innenministerium, das alle Fälle behinderter Kinder von den württembergischen Gesundheitsämtern gemeldet bekam und die Meldungen nach Berlin weiterleitete. Die dritte Stelle in Verbindung mit NS-Medizinverbrechen ist die „Städtische Kinderklinik“. Hier existierte zwischen 1943 und 1945 eine der reichsweit ca. 30 nachgewiesenen „Kinderfachabteilungen“, in denen auf Anweisung des Berliner Reichsausschusses „Behandlungen“ vollzogen wurden. Neue Forschungen legen nahe, dass sich ca. 50 Todesfälle im Städtischen Kinderheim dem Tatkomplex der Kindereuthanasie zuordnen lassen.
Nach über 70 Jahren des Verschweigens wäre ein Ort der Dokumentation dieser NS-Medizinverbrechen eine angemessenen Gedenkform an die Opfer der NS-“Euthanasie“.
Ak"Euthanasie" der Stuttgarter Stolpersteininitiative
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