Ein Zeichen der Erinnerung an NS-Medizinverbrechen in Stuttgart!

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Kultur
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

361
weniger gut: -179
gut: 361
Meine Stimme: keine
Platz: 
632
in: 
2015

Bis heute existiert in Stuttgart kein Ort des Gedenkens an die NS-„Euthanasie“-Verbrechen und dies obwohl es an authentischen „Tatorten“ in der Landeshauptstadt nicht mangelt.

Die „Spur der Erinnerung“ zeigte 2009 per Farbspur die Beziehung zwischen der Vernichtungsanstalt Grafeneck und dem mit der Berliner Mordzentrale bestens kooperierenden Württembergischen Innenministerium auf. Nichts erinnert daran, dass die „Verlegungen“ württembergischer Patienten nach Grafeneck hier am Karlsplatz mit geplant und vom Ministerium auch angeordnet wurden. Auch nach dem reichsweiten Stopp der „Aktion T4“ im August 1941 wurden hier weiter Euthanasie-Verbrechen organisiert. Die Ausstellung „Im Gedenken der Kinder“, die 2013 im Stuttgarter Rathaus präsentiert wurde, zeigte auf, dass am Städtischen Kinderheim in der Türlenstraße ab 1943 in einer eigenen „Kinderfachabteilung“ dutzende Kinder Opfer von NS-Medizinverbrechen wurden.

In Stuttgart sind drei Einrichtungen herauszustellen, die an der Kinder-„Euthanasie“ zwischen 1939 –1945 beteiligt waren:
Das städtische Gesundheitsamt, das behinderte Neugeborene und Kinder an den Berliner „Reichsausschuss“ zur Selektion meldete. Ebenso das württembergische Innenministerium, das alle Fälle behinderter Kinder von den württembergischen Gesundheitsämtern gemeldet bekam und die Meldungen nach Berlin weiterleitete. Die dritte Stelle in Verbindung mit NS-Medizinverbrechen ist die „Städtische Kinderklinik“. Hier existierte zwischen 1943 und 1945 eine der reichsweit ca. 30 nachgewiesenen „Kinderfachabteilungen“, in denen auf Anweisung des Berliner Reichsausschusses „Behandlungen“ vollzogen wurden. Neue Forschungen legen nahe, dass sich ca. 50 Todesfälle im Städtischen Kinderheim dem Tatkomplex der Kindereuthanasie zuordnen lassen.

Nach über 70 Jahren des Verschweigens wäre ein Ort der Dokumentation dieser NS-Medizinverbrechen eine angemessenen Gedenkform an die Opfer der NS-“Euthanasie“.
Ak"Euthanasie" der Stuttgarter Stolpersteininitiative

Kommentare

18 Kommentare lesen

Über 70 Jahre nach diesen Verbrechen sollten wir endlich damit anfangen, uns damit auseinanderzusetzen. Daß Wölfle und Eisenmann die Zuständigkeit dafür hin- und herschieben führt zu weiteren Verzögerungen. Das Thema nun auch in eine Haushaltsdebatte einzubringen finde ich unterstützenswert, damit es nicht länger ausgesessen werden kann.

Sehr zu unterstützen!

Ein Zeichen der Humanität. Das ist damals eiskalt rational organisiert worden-als höchsteffizenter Verwaltungsakt. Nie wieder!

Ein Lernort zur politischen Meinungsbildung gegen rechts.

Schade, dass Herr Wölfle, als Zuständiger für die Stuttgarter Kliniken, durch den Bürgerhaushalt auf seine Verantwortung für eine angemessene Gedenkkultur hingewiesen werden muss (und nix dazu tut!). Und dass, nachdem Bürger schon ehrenamtlich einen erheblichen Teil der Forschungsarbeit übernommen haben

Es ist wichtig, die Aufmerksamkeit auch auf dieses Unrecht zu lenken.

.. danke für den sehr guten Vorschlag!
Eine Schande für alle ehemaligen und jetzigen politisch Verantwortlichen im historischen Gedenken und Aufklären nicht längst aktiv geworden zu sein.

in der tat - es stünde der landeshauptstadt gut zu gesicht, eine solche gedenkstätte einzurichten.

Es ist höchste Zeit, 70 Jahre nach Kriegsende endlich auch in Stuttgart eine würdevolle Gedenkstätte zu haben!

Vielen Dank für diesen wichtigen Vorschlag, endlich einen würdevollen Gedenkort für die Ermordeten der NS-Euthanasie zu schaffen. Das ist mehr als überfällig!
Im Zuge der Aufarbeitung der Stuttgarter Geschichte wäre es auch wichtig, der mehreren zehntausend ZwangsarbeiterInnen bei der Stadtverwaltung, in Kliniken, der Wasser- und Elektrizitätsversorgung, bei der Bahn und allen namhaften Stuttgarter Firmen zu gedenken und deren Spuren sichtbar zu machen. Es gab über 120 Zwangsarbeiterlager mitten unter uns, in Gaststätten, Schulen, auf Firmengeländen - sogar 5-jährige mussten bei Hungerrationen in der Rüstungsindustrie schuften. Frauen aus dem KZ Ravensbrück mussten als Zwangsprostituierte in Bordellen der Zwangsarbeiter- Lager in der Rüstungsindustrie hier in Stuttgart „arbeiten“. An schwangeren Zwangsarbeiterinnen wurden bis zum 8.Monat Abtreibungen in firmeneigenen "Krankenstationen" vorgenommen, damit sie wieder schneller arbeitsfähig waren. Babys und Kranke ließ man verhungern.
Ich wünsche mir, dass auch das thematisiert und aufgearbeitet wird und unterstütze den oben genannten Vorschlag deswegen sehr gerne.

es ist wichtig, diese Inhumanitäten nicht zu vergessen- und auch für uns jetzt lebende Menschen zur Mahnung, das Leben jeglicher Art wert zu schätzen.

Um in die tatsächliche Liga der Großstädte aufzusteigen gehört eine Riesenportion Ehrlichkeit, Mut, Kultur und Verantwortung. Das ganze auch zur eigenen Vergangenheit betrachtet. Nur wer auch kritisch seiner eigenen Vergangenheit gegenübersteht, kann wachsen und Größe zeigen.
Bevor es zu spät ist, ist nun auch hier absoluter Handlungsbedarf angezeigt.

Selbstverständlich gibt es in Stuttgart Gedenkstätten, nicht nur Pflastersteine.
z.B. dieser hässliche Klotz von Hotel Silber wird teuer erhalten und aufgemotzt.

@Winyou
Ihre Beschreibung ist sehr dürftig? Meinen Sie das Manmahl am Karlsplatz? Ich wüsste nicht dass dies "teuer erhalten und aufgemotzt" wird. Und selbst wenn: Ich freu mich jedes mal darüger wenn ich daran vorbeilaufe, vorallem wenn frische rote Nelken am Mahnmal liegen und man merkt dass der eine oder die andere durchaus auch abseits von staatlichen Gedenktagen an das Leid welches durch die Faschisten verursacht wurde denken.

Das Mahnmal am Karlsplatz finde ich gut, auch die Lage, weil die Stelle hochfrequentiert ist.
Nur das Hotel Silber finde ich schrecklich, wegen seiner Aura und in dem Bewusstsein welche Verbrechen von dort aus initiiert wurden und dort im Keller gefoltert wurde. Meine Gedanken sind dann meist beim Leid das psychisch Kranken von dort aus zugefügt wurde. Beim Vorbeigehen schauert es mich. Deshalb hätte ich es gerne abgerissen gesehen.

Ich finde es bräuchte auch eine Gedenkstätte für den Widerstandskämpfer Elser (Attentat im Hofbräukeller - lebte davor in Stuttgart). Und ein Museum für die Trümmerfrauen wäre nicht schlecht. Stuttgart war auch die Stadt der Auslandsdeutschen, die auch zu wenig Untersützung und kein Gedenken finden. Die Familien, die nach dem Krieg die Stadt wieder aufgebaut haben sind auch noch nicht bedacht. Und dann ein Flüchtlingsdenkmal für die Vertriebenen.

Wäre es möglich, dies auch im Hotel Silber mit zu dokumentieren?

@GerninStuttgart
Sie vermischen hier aber Dinge die absolut nicht zusammengehören: Einerseits die Erinnerung an Opfer des NS-Regimes und diejenigen welche sich gegen dieses aktiv zur Wehr gesetzt haben. Andererseits ein Personenkreis welcher das NS-Regime zumindest geduldet, wenn ihn nicht gar unterstützt und von ihm profitiert hat (bzw. darauf spekuliert hat nach einem gewonnenen Krieg zu profitieren). Ich will hier nicht jeder einzelnen Familie, nicht jedem Auslandsdeutschen und jedem sogenannten Vertriebenen Kollaboration mit dem NS-Regime unterstellen, aber für den Widerstand waren sie ja wohl nicht bekannt. Im Gegenteil: Der Nationalsozialismus und Hitler sind nicht vom Himmel gefallen sondern hatten leider die Unterstützung eines Großen Teils der deutschen Bevölkerung, nicht zuletzt von den genannten Gruppen.

Fazit: Gedenkstätten für Opfer des NS-Regimes und Widerstandskämpfer sollte es natürlich geben. Aber warum Denkmäler für Personengruppen welche sich während des NS-Regimes BESTENFALLS passiv verhalten haben?