Krankenhaushygiene verbessern, Anzahl Todesfälle verringern

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Gesundheit
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

509
weniger gut: -50
gut: 509
Meine Stimme: keine
Platz: 
120
in: 
2015

Seit vielen Jahren gelten die Niederlande hinsichtlich ihrer Strukturen und praktischen Umsetzung von Krankenhaushygiene-Maßnahmen als vorbildlich. Ein wesentliches Merkmal der niederländischen Strategie besteht darin, dass jedes Krankenhaus (in Deutschland nur fünf Prozent) einen hauptamtlichen Arzt für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene beschäftigt, der täglich Visiten durchführt und über die Verordnung von Antibiotika entscheidet. Hygienefachkräfte unterstützen seine Arbeit, Mitarbeiter werden regelmäßig fortgebildet und die durchgeführte.

So etwas brauchen wir in Stuttgart. Ich finde es nicht so lustig, wenn es heißt - Operation gelungen - Patient tot.

Kommentare

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Richtig! Das wäre bitter nötig - nicht nur in Stuttgart, sondern flächendeckend!

Allerdings sollte man Holland nicht bedenkenlos für Vergleiche heranziehen...wenn Sie dort nach einem Krankenhausaufenthalt die Rechnung sehen, wissen Sie, was ich meine.

Hallo grandnagus,
wenn weniger unnötig operiert wir, dann sinken die Kosten.( In Deutschland wird im internationalen Vergleich zu oft operiert). Masse ist nicht Klasse, deshalb muß um die Kosten zu reduzieren alles schnell gehen. Leider auf kosten der gesundheitlich labilen Personen. Ich würde gerne einen Krankenhaushaltaufenthalt überleben.
Die Welt berichtet - 30.000 Tote pro Jahr durch Krankenhaus-Infektionen. Siehe:
http://www.welt.de/wirtschaft/article13360660/30-000-Tote-pro-Jahr-durch...
Das sind über 3 % aller Sterbefälle in Deutschland. Da ist jeder Euro sehr gut angelegt. Auch wenn die Krankenkassen toben. Diese haben nur vergessen, dass es um Menschen und Schicksale geht und nicht um 1 oder 2 % mehr Kosten für den Einzelnen. Stuttgart sollte mit gutem Beispiel vorangehen. Bitte folgen Sie meinem Vorschlag

Da in Deutschland ein Menschenleben relativ wenig wert ist - im Gegensatz zu Wirtschaftswachstum und Profit, an den Personalkosten gespart wird bis zum (im wahrsten sinne des Wortes) Geht nicht mehr - wird dieser Wunsch ein Wunschtraum bleiben. Seit Kliniken privatisiert und dem Überlebenskampf in der freien Wirtschaft ausgesetzt sind, sind diese Todesfälle als Kollateralschäden zu bezeichnen - in der Bilanz der Klinik tauchen diese ja nicht auf!

filmfan1964,

leider ist das nicht unwahr.

Aber, wir Deutschen sind selber schuld daran. Wirtschaftlichkeit ist für uns (zu Recht) ein sehr hohes Gut. Aber alles hat seine Grenzen. Diese Grenze müssen wir als Bürger klar aufzeichnen.

Leider haben wir nicht die finanziellen Mittel wie die Lobbyisten, die verkaufen oft teuren Mist für viel Geld. Wir Schwaben sind aber hartnäckig, wenn wir uns etwas in den Kopf gesetzt haben. Wir brauchen den strategischen Brückenkopf Stuttgart und Statistiken, die belegen, dass es anders geht. (Wie in Holland). Qualität kostet in diesem Fall sehr wenig Geld! Aber Qualität rettet in diesem Fall viele Menschenleben.

Letztes Jahr wurde gemeldet:
Prall gefüllte Kassen: Trotz Wegfall der Praxisgebühr und steigenden Ausgaben hat die gesetzliche Krankenversicherung ihre Rücklagen im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert von 30,3 Milliarden Euro erhöht.

Ein Bruchteil der von uns Beitragszahlern bezahlten Rücklagen kann dafür aufgewendet werden. Das Geld gehört nicht den Kassen sondern uns. Wir müssen nur massiv darauf pochen. Die Stadt sollte in Vorleistung mit dem Service gehen und diesen separat in Rechnung stellen. Bei einer Weigerung der Krankenkassen klagen. Ich glaube gerichtlich kommen wir weiter.
Juristisch ist das unterlassene Hilfeleistung und vorsätzliche Tötung.

Deshalb müssen wir unsere Stadträte dazu bewegen. Es geht um das Leben unserer Familien und da müssen wir aktiv werden.

Also Werbung in den Familien und dem Bekanntenkreis machen und nicht den Kopf in den Sand strecken.

Regelmäßige Kontrollen und Geldstrafen in Kliniken könnten vielleicht etwas bringen.

Hallo Gloss,

So hätte die Umsetzung vielleicht eine durchgreifendere Wirkung.

Zuerst müssen die Voraussetzungen für die Hygiene geschaffen werden. Sobald einer/mehrerer Planstellen für die Position des Hygienebeauftragten installiert sind funktioniert das sicher, insbesondere wenn dadurch die Haftungsfrage geklärt ist. Dieser Personenkreis muss dann durch regelmäßige Weiterbildung die Erkenntnisse im Krankenhaus und beim Personal umsetzen. Der Hygienebeauftragte muss in allen Fällen weisungsbefugt gegenüber der Klinikleitung sein. Dann müsste das so ähnlich umsetzbar sein, unabhängig von Kontrollen und Strafen, die auf jeden Fall bei der enormen Infektionsrate sinnvoll sind.

@ Gloss
Das glaube ich nicht.

Das einzige, was m. E. etwas bringt, ist ein über alle Abteilungen hinweg weisungsbefugter Hygienebeauftragter. Ein Arzt mit ausschließlich diesem Arbeitsgebiet.
Das gab und gibt es in anderen Lädern auch, ist aber in Deutschland wohl "zu teuer".
Ein städtisches Klinikum könnte hier gut Vorreiter sein.

@grandnagus: So einen Hygienebauftragten gibt es im Klinikum Stuttgart. Ich bezweifle jedoch, dass er großartig Einfluss hat bzw. von Ärztekollegen ernst genommen wird. Außerdem sind ja die personellen Grenzen äußerst begrenzt. Um es deutlich zu sagen: Im Klinikum Stuttgart gibt es zu wenig (qualifizierte und motivierte) Pflegekräfte, was allerdings bei den Arbeitszeiten, Krankenständen und Bezahlung erklärbar ist!!

In einem gut geführten Unternehmen nimmt das keiner hin!!
Das ist Schlamperei, falsches Personalmangement vermischt mit falschen Leitlinien und Geiz an einer vollkommen falschen Stelle. Bei 700.000 - 1.000.000 Infektionen und 30.000 Toten im Jahr kann und darf es so eine Einstellung nicht geben. Geht nicht gibt es nicht. Warum kann es Holland besser??? Unsere Nachbarn haben das Problem erkannt und umgesetzt. Das kann und muß Stuttgart auch.

Dies ist Aufgabe der Träger und nicht der Stadt.

...das ist allerdings ein Finanzierungsproblem und damit auch Aufgabe des Gesetzgebers. So lange dies nicht geschehen ist könnte die Stadt Geld dafür Zweckgebunden einsetzen - natürlich nur wenn ein Interesse daran besteht das weniger Menschen an Infektionen versterben.

Das Klinikum hat jahrelang als Parole ausgegeben: Die schwarze Null muss stehen. Im Ergebnis wird damit praktisch ein Beitrag zu folgenden Themen geleistet.

A) Der Mensch wird zum Objekt der Wirtschaft
B) Therapien richten sich an der Wirtschaftlichkeit aus.
C) Pflegekräfte werden verschlissen und brennen aus --> Erkrankungsrate steigt!
D) Die Qualität der Pflege geht zwangsläufig mittelfristig zurück
E) Die Folge sind auch vermehrte nosokomiale Erkrankungen
F) Langfristig nimmt das gesamte Klinikum, trotz aller strategischen Parolen großen ethischen (auch wirtschaftlichen) Schaden.

Die Krankenhaushygiene (hier halt die in städtischen Krankenhäusern, auf andere hat die Stadt keinen Einfluss) in Deutschland ist mehr als nur verbesserungsbedürftig. Da sind sich fast alle Experten einig. Und wer mal im Krankenhaus als Patient lag, wird dies in den meisten Fällen wohl leider bestätigen können.

Eine Verbesserung ist also dringend nötig. Das Problem ist die Finanzierung. Wir haben etwa 10 % Privatpatienten in Deutschland. Die von diesen Patienten gezahlten Preise für eine Krankenhausbehandlung sind zumindest in gewissen Teilbereichen marktgerecht. 90 % aller Patienten sind gesetzlich versichert. Hier legt der Staat (Krankenkassen sind Körperschaften und letztlich nur eine andere Form einer staatlichen Behörde) die Preise fest. Wie bei allen planwirtschaftlichen Unternehmungen sind die Folgen misswirtschaft und Rationierung. Somit sind die Krankenhäuser chronisch unterfinanziert.

So notwendig eine bessere Krankenhaushygiene ist, so wenig Chancen räume ich einen solchen Unterfangen bei der gegenwärtigen politischen Konstellation ein. Dennoch untertsütze ich den Vorschlag aus grundsätzlichen Erwägungen.

Trotz der verfehlten Gesundheitspolitik in Berlin (unabhängig von der jeweils konkreten Regierung) und der Weigerung des Landes Baden-Württemberg (in den anderen Bundesländern ist es meist noch schlimmer), die Investitionskosten städtischer und anderer kommunaler Kliniken zu übernehmen, hat gerade das Klinikum Stuttgart eine gute Hygieneabteilung - die auch zum strukturellen Defizit beiträgt. Die Lage in anderern Stuttgarter Kliniken ist wohl eher schlechter, auf die wir als LHS aber keinen direkten Einfluss haben.