Abstell- und Wartungsflächen für Eisenbahnen sind in Deutschland Mangelware – Bahnunternehmen beklagen, dass Züge viel schneller anfällig für Betriebsschäden sind und die Parksituation so gravierend ist, dass Triebwagen teilweise schon auf offener Strecke gewartet werden müssen, also diese über mehrere Stunden voll blockieren.
Der heutige Stuttgarter Abstellbahnhof am Rosenstein zählt mit über 80 Gleisen zu einen der fassungsstärksten Wartungsbahnhöfe in der Bundesrepublik. Ursprünglich wurde geplant, dass der Abstellbahnhof für Stuttgart 21 komplett abgerissen und in Untertürkheim durch einen 17-gleisigen Durchgangsabstellbahnhof ersetzt werden soll, 5.000 Wohnungen ab frühestens 2030 soll der Gegenpreis sein. Die DB wird der Stadt bis dahin mind. 212 Mio. Euro Verzugszinsen zahlen müssen.
Der vollständige Erhalt des Rosenstein-Wartungsbahnhofs wäre für Stadt und Bahn jedoch die politisch beste Lösung: Mit knapp 100 Gleisen hätte Stuttgart das Potenzial, die Abstell- und Wartungsbedürfnisse der Eisenbahn in Süddeutschland zu stillen. Stuttgart wird viel häufiger die spätesten Ankunftszeiten und frühster Abfahrtzeiten haben, macht sich zum attraktiven End- und Startpunkt von nationalen und europäischen Trassen (per TGV, Thalys, Frecciarossa) und wird durch den damit verbundenen Erhalt der oberen Kopfbahnhofgleise den größten Bahnhof Deutschlands stellen. Gleichzeitig nimmt die Stadt für jeden abgestellten Zug viel Geld aufgrund seiner exquisiten Lage ein. Die DB würde langfristig die Lebenszeit ihrer Züge verlängern und könnte mit einer eigenwilligen Rückabwicklung von den ab 2021 anstehenden Strafzinsen befreit werden.
Da der bisher geplante Untertürkheim-Abstellbahnhof in keinem Dokument eine gesteigerte Leistungsfähigkeit nachweisen kann, besteht ohnehin noch ein rechtliches Restrisiko, dass er als verfassungswidriger Rückbau klassifiziert wird und damit den Erhalt des Rosenstein-Abstellbahnhofs als kostengünstigste Variante wahrscheinlich macht.
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