Ladensterben stoppen, Wohnortnahe Versorgung durch Förderung von Einkaufs- und Konsumgenossenschaften sicher stellen

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Soziales
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis:

323
weniger gut: -117
gut: 323
Meine Stimme: keine
Platz: 
223
in: 
2013

In vielen Stadtteilen des Stadtbezirks Vaihingen (Büsnau, Dürrlewang, Rohrer Höhe, Dachswald, Österfeld) ist auch in Folge der Ansiedlung von Discountern am Rand und im Zentrum Vaihingens die wohnortnahe Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs verschwunden. Dies gilt auch für viele Ortsteile in anderen Stadtbezirken Stuttgarts. Die Versorgung besonders von älteren und nicht so mobilen Menschen ist damit nicht mehr gewährleistet. Diese ist aber durchaus zum Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge zu rechnen. Weil hier über Marktmechanismen keine Lösung möglich ist, muss die Stadt handeln.

Eine gute Möglichkeit, die wohnortnahe Versorgung (sogar noch selbstbestimmt durch die Konsumenten) zu gewährleisten sind Einkaufs- und Konsumgenossenschaften, wie sie inzwischen im von ähnlichen Problemen belasteten ländlichen Raum in Form von genossenschaftlich organisierten Dorfläden existieren.

Ich schlage deshalb vor:
Die Stadt Stuttgart schafft eine Planstelle zur Initiierung, Begleitung und Förderung von Einkaufs- und Konsumgenossenschaften in Form von Stadtteil-Läden. Die Stadt Stuttgart unterstützt entstehende und bestehende Stadtteil-Läden durch Bereitstellung und gegebenenfalls Subventionierung geeigneter Ladenräume.

Deckungsvorschlag:
Die schon jetzt, spätestens aber in Haushaltsjahren 2014/15 nicht mehr benötigte Stelle der „Bürgerbeauftragten für das Projekt $ 21“ kann in die sinnvollen Stelle „Beauftragte für die Förderung von genossenschaftlich organisierten Stadtteil-Läden“ umgewandelt werden.

Gemeinderat prüft: 
nein

Kommentare

14 Kommentare lesen

Man sollte beim Ladensterben bzw. Wegfall der wohnortnahen Versorgung berücksichtigen, dass dies in der Regel auf das Einkaufsverhalten der Bürger zurückzuführen ist, die eben lieber in die Discounter oder großen Lebensmittelmärkte fahren, um ihre Besorgungen zu erledigen, anstatt in den Tante-Emma-Laden oder Mini-Supermarkt um die Ecke.
An der Wirksamkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen habe ich ernsthafte Zweifel.

Wenn Faulpelz es nicht schon geschrieben hätte, dann hätte ich es geschrieben :-)

Der Vorschlagende hat natürlich richtig beobachtet und alle Gründe, diesen Vorschlag zu machen, kann ich nachvollziehen.

Solange aber für die breite Masse der 25-Cent-Joghurt beim Discounter wichtiger ist als die Nahversorgung mt Qualität, solange wird es das Problem geben. Es ist einfach nichts zu verdienen im Moment.
Und das, obwohl der Aufpreis beim monatlichen Einkauf, den man im Tante-Emma-Laden im Vergleich zum Discounter zahlen müsste, nicht höher ist als die Kosten einer Internet-Flat für's Smartphone.

Aber warten wir's ab: Sobald die Gesellschaft noch älter wird, dreht sich das. Die Rentner haben zukünftig mehr Geld aus höheren Löhnen zur Verfügung. Und sie wollen gern in der Nähe einkaufen.

Für die heutigen Rentner natürlich schwierig - aber vielleicht könnten Bonus-Märkte helfen.
Diese Einrichtung finde ich sehr sinnvoll, in doppelter Hinsicht.

Aber, liebe Leute: Ihr müsst dann auch hingehen :-)

Genau das, was "Faulpelz" und "grandnagus" berücksichtigt sehen möchten, ist bei dem Vorschlag berücksichtigt: Eben weil durch Marktmechanismen und dazu gehört auch das Konsum- und Einkaufsverhalten der meisten Leute eine hinreichende Nahversorgung für nicht mehr so motorisierte und mobile Menschen nicht zu gewährleisten ist, muss die Stadt eingreifen und die Benachteiligung von (noch) Minderheiten beseitigen. Bonus-Märkte müssen auch bezuschusst werden, sind aber gleichzeitig sehr fragwürdige Einrichtungen, mindestens was die Stellung und Bezahlung ihrer Beschäftigten angeht. Die vorgeschlagenen Konsum- und Einkaufsgenossenschaften hätten dagegen viele Vorteile u.a. den, dass die Genossenschaftsmitglieder gleichzeitig "Ladenbesitzer" und "Kunden" sind und somit auch darüber entscheiden können, welche Produkte die Läden anbieten. Ohne öffentliche Förderung und Unterstützung werden sie aber wahrscheinlich weder entstehen, noch sich halten können - da haben "Faulpelz" und "grandnagus" recht. Aber das ist genau der Hintergrund des Vorschlags, der die schlechte Versorgung nicht nur beklagen will, wie es andere zum Thema Ladensterben tun.

Wer sich näher mit dem Thema befassen möchte, dem sei diese Veranstaltung ans Herz gelegt: Sonntag, den 17. März, ab 12 Uhr moderiert Reiner Hofmann den monatlichen Frühschoppen, mit Christina Frank und Peter Rauscher zum
Thema Ladensterben und genossenschaftliche Alternativen.
Genaueres auf der webseite des Waldheims www.waldheim-gaisburg.de

@ Gerhard

Ja und Nein. :-)

Ja:
Konsumgenossenschaften sind ggf. eine gute Sache.
Nein:
Die Mitglieder der besagten Konsumgenossenschaft (hier also jene, die beispielsweise im Zuge eingeschränkter Mobilität oder wegen fortgeschrittenen Alters eben nicht mehr am kompletten Marktgeschehen teilnehmen können) werden unmöglich in der Lage sein, ein dauerhaft tragfähiges Angebot zu errichten (Zitat "...entscheiden können, welche Produkte die Läden anbieten."). Es wird also unumgänglich sein, ein professionelles Management, Verkäufer, Marketing etc. zu installieren, was wiederum Geld kostet.
Hier soll, wenn ich den Vorschlag richtig verstehe, die z.B. die Förderung ansetzen.

Mit welchem Recht wird hier eine Art Tante-Emma-Laden, den vorher niemand wollte und der damit verschwand, plötzlich von der Stadt bezuschusst?
Von welchen Parametern soll der Zuschuss abhängig sein, damit der Kleinunternehmer, der sich bis zum Schluß die Hacken wundgelaufen hat für seinen Laden, sich nicht ungerecht behandelt fühlt?

Ja:
Im Bonus-Markt arbeiten 1-Euro-Jobber etc.
Nein:
Wieso ist es falsch, Menschen eine Aufgabe zu geben, die ansonsten außer der Wand im Arbeitsamt keine weitere Perspektive hätten?
Dem Ziel, das Sie erreichen möchten, wird dieses Prinzip m.E. genau so gerecht, wenn nicht gerechter. Vielleicht irre ich mich, doch der Erfolg scheint der Methode recht zu geben.

Jeder Laden braucht Kunden damit er seine Waren verkaufen kann, seine Kosten decken kann und die Miet- oder Pachtzinsen auch finanzieren kann. Insoferrn liegt es nicht nur am Einkaufsverhalten der Bürger, sondern auch daran wie mit Grundstücken spekuliert wird. Es bleibt auch abzuwarten, wieviele Geschäfte nach Bebauung des Aureliusgeländes nachher wieder schließen müssen. Es ist auch interressant, wieviele Geschäfte es seit Bestehen der Schwabengalerie nicht mehr gibt.

In kleineren Gemeinden wurden schon sehr gute Erfahrungen mit Einkaufs- und Konsumgenossenschaften gemacht. Da wäre es schon sinnvoll, wenigstens in Form eines Pilotvorhabens in einigen der 23 Stuttgarter Stadtbezirke einmal deren Potenzial auszuloten. Dafür gibt's bestimmt auch Fördermittel (z.B. vom Bund für die Quartiersentwicklung oder Soziale Stadt?).
Wohnortnahe Versorgung heißt für mich nicht alleine, den Kofferraum möglichst schnell möglichst voll zu kriegen.
Solche Läden sind auch Orte der Begegnung und des lokalen Informationsaustauschs. Eventuell mit Schwerpunkt Fairer Handel, oder kombiniert mit Altencafé, oder KITA, oder Bauernwochenmarkt, oder Behindertenwerkstätten, oder Kinderflohmarkt, oder Landfrauenrestaurant ...
Dazu müsste allerdings auch bei der Stuttgarter Bauleitplanung stärker darauf geachtet werden, dass der lokale Einzelhandel eine Chance erhält und nicht, mit der Schaffung weiterer "Einkaufsmagneten" Filialisten das Angebot immer stärker dominieren.
Mit solchen Einkaufs- und Konsumgenossenschaften könnten auch lokale Stoffkreisläufe wiederbelebt und unsere Versorgung gegenüber äußeren Krisen weniger anfällig gemacht werden (ist m.E. ja pervers, was heute ein durchschnittlicher Erdbeerjoghurt an Logistik-Aufwand mit sich bringt: Einfach mal die Stichworte "erdbeerjoghurt logistik" bei google eingeben und eines der ersten zwei Ergebnisse ansehen).

nur zu Bonus-Markt als Alternative:

Die SBR als Betreiber dieser Bonus-Märkte hat in Stuttgart bei den Sozialunternehmen nicht den besten Ruf. Hier werden m. E. Menschen ausgebeutet. Es gibt Alternativen, mit denen sich Menschen nicht schämen müssen.Dazu gehört das Modell der Genossenschaft. Das ist eine gute Sache. Viele Gemeinderäte sehen das anders. Aber vielleicht sind mit diesem Thema einzelne Gemeinderäte überfordert.

Es gibt allerdings auch gute Erfahrungen mit den CAP Läden

Wie wärs mit Stadt der kurzen Wege.
1.) Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum schaffen, Plätze statt Parkplätze. 2) dazu Stellflächen reduzieren und Autos in Parkhäuser. 3.) Wenn jetzt mein Weg zum Auto ähnlich weit ist wie zum Bäcker dann laufe ich zum Bäcker. Für den Bäcker lohnt sichs wieder und für mich auch weil ich unterwegs Leute treffe. Der Bekanntenkreis vergrößert sich.

Sucht Gleichgesinnte, schließt euch zusammen, macht ein Konzept, geht damit zur Bank und leiht euch Geld für den Aufbau eines genossenschaftlichen Einkaufsmarkts. Was hat die Stadt damit zu tun?

Nicos Ansicht ist schon extrem, doch nicht vollkommen falsch. Das Grundproblem ist das Verhalten der Verbraucher, d.h. wenn die Bäcker und Metzger etc. überleben oder sich wieder ansiedeln sollen, muss es eine Garantie dafür geben, dass genügend Kunden kommen und einkaufen! Wer bürgt oder übernimmt dafür eine Garantie?

Gut gemeint, aber wenig realistisch: Wie soll ein städtischer Mitarbeiter das zurückholen können, das in der Vergangenheit von den Kunden selbst (!!) nicht angenommen und deshalb aufgegeben wurde. Mit "Minus"-Erträgen können nur Politiker leben, weil sie kurzfristig nur an ihrer Wiederwahl bei der nächsten Neuwahl interessiert sind, langfristige Folgen in späteren Jahren (nach ihrer Amtsperiode) aber sehr gut "ausblenden" und verdrängen können

Ihre Idee betr. Einkaufs- und Konsumgenossenschaften ist generell begrüßenswert, beim Thema Bonus-Märkte kann ich leider nicht mitreden, aber offenbar scheinen diese Teil der gross angelegten Hartz-IV-Ausbeutungs- und Betrugsmaschinerie zu sein (?) (1-Euro-Kräfte sind selbstverständlich abzulehnen).

Ja, organisieren Sie sich bei Interesse selbst, dafür brauchen Sie weder die Stadt noch den Bürgerhaushalt, sondern nur einen starken Willen. Wenn Ihr Konzept dann mal steht (z.B. mit einem Verein als Basis, siehe z.B. Plattsalat e.V.), können Sie immer noch um Fördermittel ersuchen (so wie ja schon bald jeder zweite gefühlte Verein in diesem Forum die Hände aufhält) -- sofern Sie das dann noch für nötig erachten. Allerdings plädiere ich wo immer möglich für Unabhängigkeit von Stadt und Staat. In Krisenzeiten müssen Sie ohnehin jederzeit wieder mit der Streichung von Fördermitteln bzw. Planstellen rechnen...