Deutschunterricht für Flüchtlinge sichern

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Soziales
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

562
weniger gut: -61
gut: 562
Meine Stimme: keine
Platz: 
49
in: 
2015

Stuttgart sollte für alle Flüchtlinge einen "qualifizierenden" Deutschkurs zur Verfügung stellen.

Die bisher gewährte Vermittlung von Grundkenntnissen ist nicht ausreichend und steht unter Finanzierungsvorbehalt.
Der obligatorische Besuch von Kursen zum Deutschlernen zusammen mit Grundwissen in Staatsbürgerkunde gäbe dem Tag eines Flüchtlings nicht nur die dringend notwendige Struktur, sondern eröffnete eine Perspektive für die Zukunft, verbesserte die Chance bei der Arbeitssuche und würde zugleich helfen, unmittelbar nach Erteilung eines Aufenthaltstitels, ein selbständiges Leben in unserer Gesellschaft zu führen.

Umsetzung und Prüfung
Umsetzung: 

Stand Februar 2019:
Geflüchtete, die keinen Zugang zu den Integrationskursen und Berufssprachkursen des Bundes haben, können weiterhin städtische Deutschkurse besuchen. Die Finanzierung erfolgt über kommunale Mittel und Landesmittel. Neben Grundkursen werden auch Aufbaukurse angeboten. Seit 2018 gibt es zudem spezielle Deutschkurse für Jugendliche vor Beginn der Ausbildung bzw. Begleitkurse während einer Einstiegsqualifizierung.

Stand Dezember 2017:
Zusätzliche kommunale Mittel und Landesmittel sichern auch 2017 den vorhandenen Bedarf an kommunalen Deutschkursen für Flüchtlinge. Durch den steigenden Anteil von Flüchtlingen in den Bundes-Integrationskursen hat sich die Anzahl dieser Kurse in Stuttgart seit 2015 nahezu verdoppelt. Zudem werden seit 2016 verstärkt weiterführende Berufssprachkurse vom Bund angeboten.

Stand 2016:
Die städtischen Deutschkurse für Flüchtlinge wurden in 2015 und 2016 stark ausgebaut und von 200 Stunden auf 300 Stunden aufgestockt. Dies wurde durch zusätzliche kommunale und Landesmittel ermöglicht. Zudem hat der Bund den Zugang zu den Integrationskursen für Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive geöffnet und auch die Zahl der berufsorientierten Deutschkurse erhöht.

Ergebnis Haushaltsberatungen: 
Der Antrag wurde in den Haushaltsplanberatungen nicht behandelt. Sprachkurse werden in ausreichendem Umfang im Rahmen des regulären Systems in bisheriger Form angeboten.
wird teilweise umgesetzt

Stellungnahme der Verwaltung: 

Es ist wichtig, den Deutschunterricht für Flüchtlinge, wie im Antrag 10918 gefordert, zu sichern. Der Bund hat zwar den Zugang zum Arbeitsmarkt für Flüchtlinge erleichtert, die Bundes-Integrationskurse aber bisher nicht für diese Zielgruppe geöffnet. Daher bietet Stuttgart Flüchtlingen die Möglichkeit, freiwillig an den kommunal geförderten Deutschkursen teilzunehmen. Zum einen fördert es das friedliche Zusammenleben im Stadtteil, wenn sich die Flüchtlinge im Alltag verständigen können. Zum anderen ist eine Arbeitsaufnahme ohne Deutsch kaum möglich. Auch für die Teilnahme an berufsorientierten Sprachkursen oder als Voraussetzung für ein Bleiberecht benötigen Flüchtlinge Grundkenntnisse in Deutsch.

Über die Clearingstelle sprachliche Integration erhalten Flüchtlinge bei Interesse einen Berechtigungsschein über 200 Unterrichtsstunden Deutsch und werden in passende Kurse vermittelt. Aufgrund der stark steigenden Flüchtlingszahlen und der großen Resonanz bei den Flüchtlingen bestehen derzeit Wartezeiten bei der Clearingstelle. Dadurch und durch den notwendigen weiteren Ausbau des Kursangebots verzögert sich ein zeitnaher Einstieg ins Deutschlernen. Von Juli- Dezember wurden ca. 400 Flüchtlinge von der Clearingstelle beraten, von Januar 2015 – März 2015 waren es bereits über 260 Beratungen (+30%). Für diese zusätzliche Aufgabe, zusammen mit der stark gestiegenen Anzahl der Vermittlungen in Bundesintegrationskurse, benötigt die Clearingstelle dringend personelle Verstärkung. Das Sozialamt hat zum Stellenplan 2016 / 2017 für die Clearingstelle die Schaffung einer zusätzlichen Stelle beantragt.

Unter Federführung der Abteilung Integration wurde das städtische Kursangebot seit Herbst 2014 stark ausgeweitet: Von 9 Deutschkursen für Flüchtlinge im 1. Halbjahr 2014 steigerte sich die Zahl im 2. Halbjahr 2014 auf 23 Kurse und 1. Halbjahr 2015 auf 32 Kurse. Zusätzlich werden pro Halbjahr ca. 10 „Mama lernt Deutsch“- Kurse angeboten, an denen viele Flüchtlingsfrauen teilnehmen. Insgesamt waren in 2014 ca. 500 Flüchtlinge in den kommunalen Deutschkursen.

Bei weiter steigenden Flüchtlingszahlen wird der Bedarf an Grundkursen mit den bisher eingesetzten kommunalen Mitteln (S-IP) und dem Landeszuschuss von 91,36 € pro neu zugewiesenen Flüchtling zukünftig nicht gedeckt werden können. Zudem wären Aufbaukurse wichtig, denn die angebotenen 200 Unterrichtsstunden Deutsch reichen in der Regel nicht für einen Einstieg ins Arbeitsleben. Unter den Flüchtlingen sind zunehmend gut qualifizierte und hoch motivierte Personen, die es gilt, sprachlich besser zu fördern.

Zusätzliche Landesmittel erwartet
Der Ministerrat hat am 24.3.2015 ein Programm beschlossen, nach dem Kommunen zusätzliche Landesmittel für die Sprachförderung von Flüchtlingen erhalten. Dadurch kann Stuttgart voraussichtlich ab dem 2. Halbjahr 2015 die Deutschkurse für Flüchtlinge weiter ausbauen. Die Verwaltungsvorschrift hierzu liegt noch nicht vor. Nach dem aktuellen Planungsstand wird damit Flüchtlingen sowohl der Besuch von Grundkursen mit 200 Unterrichtsstunden ermöglicht, als auch die Teilnahme an Aufbaukursen mit 400 Unterrichtsstunden. Die Kursformate sind analog zu den Bundeskursen angelegt. Alphabetisierungskurse sowie Kurse mit Kinderbetreuung sind mit der Landesförderung nicht möglich.

Berufsorientierte Deutschkurse
Unter Federführung der Arbeitsförderung, Referat WFB, setzt das Trägernetzwerk „Sprache und Beruf" das ESF Programm Berufsbezogene Sprachförderung in Stuttgart um. Ein Kurs umfasst bis zu 730 Stunden und beinhaltet berufsbezogenes Deutsch, Praktika, sozialpädagogische Betreuung, Betriebsbesichtigungen und Bewerbungstraining. Die Vermittlung in die Kurse und die Einstufung erfolgend über die Erstanlaufstelle und das Jobcenter. Für Leistungsbezieher nach dem SGB II und dem SGB III sind die Kurse kostenlos, ebenso für Flüchtlinge, die Leistungen nach dem Asylbewerberleitungsgesetz erhalten. Die Fördersumme wurde für die einzelnen Fördergebiete budgetiert. Für das Jahr 2015 sind in Stuttgart 20 Kurse für rund 400 Personen mit Migrationshintergrund geplant. An den berufsorientierten Sprachkursen können Flüchtlinge mit einem Zugang zum Arbeitsmarkt teilnehmen. Voraussetzung ist, dass sie bereits Grundkenntnisse der deutschen Sprache vorweisen.

Kommentare

14 Kommentare lesen

Da bin ich auch dafür.

Deutschunterricht ist für Flüchtlinge unerlässlich um eine Integration zu ermöglichen.

Ich verstehe die Argumente für den erweiterten Deutschkurs gebe jedoch zu bedenken, dass ein Großteil der Flüchtlinge nicht anerkannt wird, der erweiterte Deutschkurs also auch für Flüchtlinge bereitgestellt werden würde, die abgeschoben werden.
Der Vorschlag wäre sinnvoll, wenn das Anerkennungsverfahren beschleunigt werden würde, sodass die anerkannten und geduldeten Flüchtlinge in den Genuß des erweiterten Kurses kommen.

Eine Beschleunigung der Anerkennungsverfahren wäre natürlich gut.
In den Fällen, in denen sie lange dauern, ist die mit Nichtstun verbrachte Zeit eine verlorene Zeit nicht nur für den Flüchtling, sondern ebenso für unsere Gesellschaft, das können wir uns nicht leisten, denke ich!

Die deutsche Sprache ist das Wichtigste für Menschen, die in Deutschland leben wollen.

Ja auf jeden Fall. Bei jedem Aufenthalt in einem Land, dessen Sprache ich nicht verstehe, erlebe ich, wie wichtig das Erlernen der fremden Sprach ist. Um am Leben teilzunehmen müssen unsere neuen Mitbürgerinnen unsere Sprache verstehen.

Mit einem starken Votum für Sprachhilfen für Flüchtlinge setzen wir ein Zeichen der Nächstenliebe und Wertschätzung für Menschen, die bei uns Schutz suchen. Ein starkes Zeichen für Stuttgart

Abgesehen vom Integrationszweck ist es wichtig, dass Flüchtlinge etwas Sinnvolles zu tun bekommen.

Für das Miteinander in einer Stadt ist die Verständigung auf Deutsch sehr wichtig. Teilhabe an der Gesellschaft geht nicht ohne dass man die Sprache der Gesellschaft spricht. Oftmals sind Sprachdefizite große Barrieren. Menschen, die neu in unsere Gesellschaft kommen, sollten hier einen guten und einfachen Weg oder sogar einen selbstverständlichen Weg erhalten mit Ihren neu gewonnenen Sprachkenntnissen an der Gesellschaft teilhaben zu können. Gerade zu Anfang gibt es viele Dinge, die auf die Flüchtlinge einbrechen. Etwas fest geregeltes würde ihnen auch gleich einen Halt geben, einen Plan. Bitte diesen Vorschlag unbedingt umsetzen!

...eine wichtige Voraussetzung für die Integration!

Sprache ist das Fundament der Kultur und eine gelingende Kommunikation fördert das Zusammenleben in einer städtischen Kommune

Ich halte es für die Integration von Flüchtlingen ausgesprochen wichtig, die Sprache des Landes zu verstehen und auch zu sprechen. Es sollte zur Pflicht werden.

unbedingt muss den Flüchtlingen zwecks schnellerer Integration und auch zur Beschäftigung ein qualifizierter, intensiver Deutschkurs geboten werden
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Stuttgart ist bundesweit bekannt für seine vorbildliche Integration der Ausländer und ist damit gut gefahren. Dies gilt auch bei der Aufnahme der der Stadt zugewiesenen Flüchtlinge. Der Erwerb hinreichender Sprachkenntnisse ist hierfür eine wesentliche Grundlage. Gerade am Anfang des Aufenthaltes, wo viele noch nicht arbeiten dürfen, sollte die Zeit mit Sprachunterricht sinnvoll genutzt werden! Das Erlernen von Grundlagen der deutschen Sprache erleichtert den Ankömmlingen auch das Verständnis für vieles, was an Pflichten auf sie zukommt und dürfte auch zur Befriedung des Verhältnisses zwischen Einheimischen und Flüchtlingen wesentlich beitragen. Dies gilt auch, wenn der Aufenthalt nicht auf Dauer ist.